Rekord-Beteiligung an Umfrage bestätigt den Bedarf –Hohe Bereitschaft zu finanzieller Beteiligung und Mitarbeit
Main-Post
Über 100 Wiesenfelder kamen zur Versammlung in den Pfarrsaal, und auch der Pfarrer war dabei: Pater Beda Zilch kam, noch im Messgewand, direkt vom Gottesdienst. Projektberater Professor Volker Hahn vom Institut für Nahversorgungs-Services GmbH stellte die Ergebnisse der schriftlichen Umfrage zum Dorfladen vor. Und die waren mehr als überzeugend: Von 420 Fragebogen wurden 269 ausgefüllt zurückgegeben. „Das sind zwei Drittel, so eine Quote habe ich in 60 Projekten bundesweit noch nicht erlebt“, sagte Hahn. Normal seien 20 Prozent, die Wiesenfelder Zahlen seien deshalb nicht nur eine Stichprobe, „das ist der repräsentative Wille der Menschen hier“.
Positiv vermerkte Hahn, dass sich auch Einwohner der umliegenden Orte beteiligt haben. Auch in Halsbach und Rohrbach sehe man den Bedarf und sei bereit mitzumachen. Aber warum wollen die Wiesenfelder ihren Dorfladen? An mangelnder Mobilität könne es nicht liegen, so Hahn, schließlich hätten 88 Prozent der Befragten Fahrzeug und Führerschein, was sich aber mit dem zunehmenden demographischen Wandel ändern werde.
Der wichtigste Beweggrund sei einfach die Unzufriedenheit mit der Versorgungssituation am Ort: 52 Prozent bezeichnen sie als „schlecht“, 37 Prozent kämen „gerade so zurecht“. Eine Verbesserung wünschen sich 84 Prozent der Wiesenfelder. In einem Dorfladen würden 54 Prozent der Wiesenfelder sofort einkaufen. Noch einmal 37 Prozent würden einen Einkauf an Bedingungen knüpfen: Sortiment, Preis-Leistungs-Verhältnis und die Öffnungszeiten müssten stimmen.
Die Wünsche ans Sortiment seien eindeutig: Jeweils mehr als zwei Drittel der Befragten legten großen Wort auf frische Produkte: Backwaren, Fleisch, Wurst und Käse sowie Obst und Gemüse standen ganz oben auf der Einkaufsliste, gefolgt von Drogerieartikeln und Schreibwaren. „Das ist typisch für einen Dorfladen, da kann er Stärke beweisen,“ erklärte Hahn. „Und wenn wir dann noch regionale Produkte anbieten, sind wir ganz vorn.“ Dabei müsse man die bereits am Ort ansässigen Anbieter ganz eng mit einbeziehen. „Ein Dorfladen soll ja niemanden verdrängen.“
Auch zu zusätzlichen Dienstleistungen rund um den Dorfladen haben die Wiesenfelder klare Vorstellungen. Ein schwarzes Brett (64 Prozent) sowie ein Café oder Bistro (53 Prozent) sollen als Kommunikationszentrum dienen, 57 Prozent wünschen sich einen Apothekendienst, 85 Prozent wollen eine Postagentur.
Ein weiteres positives Ergebnis der Umfrage: 40 Personen erklärten sich zur ehrenamtlichen Mitarbeit bereit. „Das sind sehr viele, die meisten haben sogar gleich ihre Kontaktdaten mit angegeben“, so Hahn. 86 Personen seien bereit, sich auch finanziell zu beteiligen und Anteile zu zeichnen. Das sei ebenfalls rekordverdächtig: „Damit kriegen wir ungefähr 18 000 Euro zusammen, das reicht zwar noch nicht, aber der Grundstock wäre da.“
Hahn skizzierte das weitere Vorgehen Schritt für Schritt: Erst müsse man die zur Verfügung stehenden Immobilien abklopfen, dann kämen Businessplan und Betreibermodell auf die Tagesordnung. Fördermittel einzuwerben sei ebenfalls nicht verkehrt. Dies alles müsse transparent geschehen und von ständiger Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. „Gegründet wird erst, wenn wir das Geld für Einrichtung und Grundsortiment in der Kasse haben.“
Raimund Eirich, der Leiter der Projektgruppe, bedankte sich beim Berater für die bisherige Arbeit und freute sich auf die weiteren Schritte.
„Wollen wir weitermachen?“ Bürgermeister Paul Kruck bat die Anwesenden um Zustimmung. Als sich mindestens hundert Hände im Pfarrsaal hoben, gefolgt von rauschendem Beifall, war klar: Die Wiesenfelder wollen ihren Dorfladen wirklich.
Konzept der kleinen Schritte
Hahn mahnte allerdings immer wieder, dass man sich strikt an das Konzept der kleinen, überschaubaren Schritte halten müsse: „Nur so haben Sie jederzeit alles unter basisdemokratischer Kontrolle, und Sie können im Notfall auch ohne Schaden ,Stopp' sagen.“
Angesichts der Zahlen, des Elans der Wiesenfelder und der politischen Rahmenbedingungen sieht er jedoch keine Probleme: „Sie haben einen gut funktionierenden Arbeitskreis und einen Stadtrat, der dahintersteht. Wenn wir so weitermachen, können wir im Sommer 2014 das erste Fest am neuen Dorfladen feiern.“